Abrisswelle am Bahnareal Zossen geht weiter - noch in diesem Jahr droht der Abriss der Stellwerke:
02.05.2024
Zum Denkmalbestand am Bahnhof Zossen gab es im Landtag Brandenburg und im Kreistag Teltow-Fläming Anfragen. Die Antworten der beiden Verwaltungen legen nun Widersprüche offen, die zu Lasten des Denkmalbestandes gehen und zu Lasten der städtebaulich bedeutenden Bahnanlagen am Bahnhof Zossen. Auslöser der Anfragen war der Abriss des denkmalwürdigen Lokschuppen im Sommer 2023 und der Abriss des denkmalwürdigen Güterbahnhofs im Mai 2022. Nun droht noch in diesem Jahr der Abriss der beiden Stellwerke.
Die Anfragen an den Landtag haben die Abgeordneten Andreas Büttner und Isabelle Vandre (Fraktion DIE
LINKE) gestellt (Anfrage 3178). Die Anfrage an den Kreistag hat Dr. Rüdiger Prasse (Fraktion DIE LINKE/Die PARTEI) gestellt. Ich hatte die Anfragen angeregt, da ich mich seit Jahren um Erhalt des denkmalwürdigen Bestandes der Zossener Bahnanlagen bemühe.
Laut Antwort der Landesregierung Brandenburg auf die Anfrage 3178 hat das Landesamt für Denkmalpflege mit Sitz in Wünsdorf den Denkmalwert des Bahnhofareals nicht geprüft, obwohl es eine Beteiligung im Rahmen des Planfeststellungsverfahren zum Ausbau der Bahnstrecke Berlin-Dresden (Abschnitt Zossen) gab.
Nach der Antwort des Landkreises Teltow-Fläming gab es sehr wohl einen Vor-Ort-Termin der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalpflege. Dieser fand am 31.05.2022 statt - nach dem Abriss des Güterschuppens, aber noch weit vor dem Abriss des Lokschuppens.
Das Landesamt für Denkmalpflege hat es offensichtlich – auch nach dem Abriss des Güterbahnhofes – nicht vermocht, die schützenswerte Bausubstanz des Zossener Bahnhofsareals in die Liste der Denkmale einzutragen, obwohl eine Begehung stattgefunden hat und für weitere Objekte der Denkmalwert erkannt wurde. Besonders bitter ist, dass nach der Vor-Ort-Begehung am 31.05.2022 der Lokschuppen noch hätte gerettet werden können.
Jetzt sind die beiden denkmalwürdigen Stellwerke in Gefahr, ebenfalls dem Abrissbagger zum Opfer zu fallen. Dabei handelt es sich um das Stellwerk Zo am Bahnübergang Nächst-Neuendorfer Chaussee (B246) und um das Stellwerk Zsb am Oertelufer.
Die technische Ausrüstung des Stellwerkes Zo stammt aus dem Jahr 1912 und ist von Siemens & Halske. Es handelt sich um ein elektromechanisches Stellwerk. Die Überwachung der Weichen und Fahrstraßen erfolgt mit Farbscheiben. Das Stellwerk Zsb aus roten Klinkersteinen wurde Ende der 1950er Jahre mit der Bauform eines Relaisstellwerks GS II DR ausgestattet.
Aus der Antwort des Landkreises ist zu entnehmen, das dass Landesamt für Denkmalpflege durch die Untere Denkmalschutzbehörde mehrfach auf den Denkmalwert hingewiesen wurde. Auf Grund der Anfrage hat der Landkreis jetzt nochmals das Landesamt für Denkmalpflege auf die städtebaulichen, bauhistorischen und technikhistorischen Gegebenheiten hingewiesen und um eine erneute Prüfung gebeten. Spätestens jetzt muss das Landesamt für Denkmalpflege handeln, und die Stellwerke und weitere Baulichkeiten am Bahnhof Zossen unter Schutz stellen. Notfalls muss dann der Planfeststellungsbeschluss angepasst werden.
Das Bahnhofsgebäude (Empfangs- und Dienstgebäude) der ehemaligen Königlich-Preußischen-Militäreisenbahn, der Wasserturm und drei Wasserkräne sind/waren bereits als Baudenkmale und Technische Denkmale in die Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragen und unterliegen damit den Bestimmungen des Brandenburgischen Denkmalschutzgesetzes (BbgDSchG). Von den Wasserkränen ist kaum noch etwas übrig. Zum Bahnhofsareal gehörten auch der ehemalige Güterbahnhof und der Lokschuppen. Zudem sind die beiden Stellwerke Teil des Bahnareals und der Standort der ehemaligen Internationalen Schlafwagengesellschaft. Auf der Bahnstrecke Berlin – Dresden befinden sich zwischen Blankenfelde und Wünsdorf auch einige Schutzbunker. Einer wurde im Zuge der Bauarbeiten am Bahnhof Wünsdorf bereits abgerissen. Auch diese verbliebenen Bunker sind für die Geschichte der jeweiligen Orte von Bedeutung.
Mit den Bahnhöfen, Werken und Liegenschaften prägt die Deutsche Bahn viele Innenstädte und urbane wie ländliche Räume. Sie stehen für einen wichtigen Teil deutscher Bau-, Kultur- und Stadtgeschichte. Und jedes Gebäude erzählt seine eigene Geschichte. Diese historischen Bauten und Denkmäler gilt es zu schützen und zu erhalten. Offensichtlich hat aber die Deutsche Bahn kein Interesse städtebaulich und historisch wichtige Baulichkeiten zu erhalten. Vielmehr reißt die Deutsche Bahn auch unter Denkmalschutz stehende Anlagen, wie zwei der drei ehemaligen Wasserkräne in Zossen – ab. An deren Stelle setzt die Deutsche Bahn Ingenieursbauwerke und Plastik-Lärmschutzwände in die Landschaft (Vgl. Fußgängerbrücke Neuhof oder Bahnhof Rangsdorf) die Ortschaften gesichtslos machen.