Besuch im Schulverweigererprojekt „Rückgrat“ des Wir e.V. Zossen
12.05.2011
Fußballtor übergeben
Der gemeinnützige Bildungsverein ist seit 2008 Träger des EU-geförderten Projektes, in dem in Kooperation mit der Oberschule Wünsdorf insgesamt jährlich zwölf Jugendliche der Klassenstufen 9 und 10 lernen. „Unsere Jugendlichen haben alle eine eigene Geschichte“, erzählte mir Projektleiterin Renate Vogler. „Es sind sehr individuelle Gründe, die zur Schulverweigerung führen und für manch einen ist der Weg ins Schulprojekt die allerletzte Chance auf einen Schulabschluss.“ Hier kümmert sich ein fünfköpfiges Pädagogenteam um die Belange jedes einzelnen. Gelehrt werden Fächer wie Mathematik, Deutsch, Englisch, WAT, Naturwissenschaften sowie Lebenslehre, Erlebnispädagogik, Talenteförderung und Werkstattarbeit. Gelernt wird in Kleinstgruppen. „Letztere Fächer tragen insbesondere dem sozialpädagogischen Anspruch Rechnung und sind sehr praktisch angelegt“, erläutert Renate Vogler. „So kommt es vor, dass unsere Schüler im Fach Lebenslehre einen Überweisungsschein ausfüllen, während der Erlebnispädagogik paddeln gehen, in Talenteförderung eine Kreidezeichnung anfertigen und bei der Werkstattarbeit ein Vogelhäuschen entsteht.“
Diese ganz andere Art zu lernen interessierte mich, und so erfuhr ich, dass viele Betriebe in und um Zossen das Projekt unterstützen, indem sie Plätze für Schülerpraktika bereitstellen, die die Schüler im vierzehntägigen Rhythmus absolvieren. Hier können sie ihre beruflichen Fähigkeiten erspüren und erproben. „Auch das Praktikum ist ein Schulfach bei uns und wird benotet, denn ohne diese Erfahrung könnten sich die meisten unserer Jugendlichen nicht beruflich orientieren.“, so Renate Vogler. Schwierig wird es, wenn es um das Thema Geld geht. „Wir sind ein kleiner Verein“, sagt sie „und die EU-Fördergelder decken die notwendigen laufenden fixen Kosten, nicht aber die Ausstattung ab. Gern würden wir unseren Jugendlichen neben dem bereits existierenden schulischen Angebot z.B. auch einen Sportunterricht bieten, aber das gibt das Budget nicht her.“ Zwar konnte der Verein mit Hilfe von Spenden bereits einige Sportgeräte kaufen, aber manchmal ist genau das, was gebraucht wird, eben nicht vor Ort. Sie schmunzelt. „Als wir die Gespräche mit den Projektbewerbern für das aktuelle Schuljahr führten, zeichnete sich schon ab, dass es eine Gruppe von Straßenfußballern geben würde und so sorgten wir dafür, dass wir genügend Bälle im Haus haben. Dann begannen unsere Jungs jedoch aus allen möglichen Materialien, die dem E-Werk gehörten, ein Fußballtor zu basteln…“
Ich hatte davon gehört und bin nicht mit leeren Händen in das Schulprojekt gekommen. Das mitgebrachte Fußballtor wurde sofort gemeinsam aufgebaut und von den Jugendlichen in Besitz genommen. Verprochen habe ich, bald wieder zu kommen und im Rahmen des Lebenslehreunterrichtes mit den Jugendlichen über Fragen zum lokalpolitischen Alltag zu diskutieren.
Übrigens: Jugendliche oder Eltern von Baruth bis Mahlow, die sich für das Schulprojekt interessieren, können sich unter 03377-33 00 806 oder wir.e.v.zossen@freenet.de melden.