Die frühneuzeitliche Festungsanlage Zossen

13.02.2012

Militärgeschichtlicher Abend in Wünsdorf

Am 10. Februar 2012 fand in der Bücher- und Bunkerstadt Wünsdorf ein militärgeschichtlicher Abend statt, der sich mit einem Thema beschäftigte, das direkt vor der Haustür liegt.

War die Burgruine in der Stadt Zossen ein Schloss, eine Festung oder wirklich eine Burg? Peter Feist, Vorsitzender der IG Barockfestung Berlin, präsentiere vor etwa 40 Gästen die Ergebnisse seiner Forschungen. 

Einleitend erläuterte er, dass als "Burg" alle bewohnbaren Wehrbauten gelten, die von einer Person oder Gemeinschaft zu ihrem Schutz als ständiger oder zeitweiliger Wohnsitz errichtet wurden. Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen Anfang des 14. Jahrhunderts mussten die Burgherren, wollten sie verteidigungsfähig bleiben, die Mauern und Verteidigungsringe verstärken.

Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden einige Burgen zu festungsartigen Wehrbauten umgestaltet. Interessant war auch der Hinweis, dass Albrecht Dürer der Verfasser eines wichtigen Werkes zur Befestigungslehre ist. 1527 erschien in Nürnberg sein Werk unter dem Titel „Etliche underricht/zu befestigung der Stett/Schlosz/und flecken”.

Die ursprünglich wohl slawische Burg Zossen war im 13. Jahrhundert Grenzfeste der Meißischen Markgrafen gegen die Askanier. Um 1500 wurde um den Burghügel herum eine Festungsanlage mit etwa sechs Rondellen angelegt. Zu dieser Zeit hatte Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg die Herrschaft Zossen bereits erworben und ließ sie von Amtshauptleuten verwalten.

Ein Rondell ist ein im Grundriss rundes oder gerundetes Artilleriebauwerk von besonderer Stärke. Heute befindet sich noch ein Rest davon im Stadtpark. Das Bauwerk bestand aus zwei übereinander liegenden Wehrgängen. So sind in der unteren Hälfte des Mauerwerks Balkenlöcher und Schießscharten bzw. darüber liegende Balkenlöcher deutlich erkennbar. Die Größe der Balkenlöcher lassen auf Holzbalken schließen, die massive Wehrgänge getragen haben müssen. Die Schießscharten für die Geschütze finden sich nur an den Flankenseiten zur Sicherung der Festungsmauern. Für die Vereidigung nach vorn befanden sich die Geschütze auf der oberen Ebene. Die Schießscharten zeigen sich nach innen und außen als stark erweiternde, mit einem Segmentbogen überspannte Öffnungen mit den Löchern für Prellhölzer.

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Stadtansicht Zossen, Petzold um 1710

Die mittelalterliche Burg Zossen lag auf einem Hügel nördlich der Stadt. Bis ins 18. Jahrhundert war noch der eckige Bergfried erhalten. Die Rondellbefestigungen hatten einen sogenannten Toten Winkel, der es angreifbar macht. Aufgrund dieser Nachteile wurde das Rondell im Laufe des 16. Jahrhunderts vielerorts nach italienischem oder niederländischem Vorbild von der spitzwinkligen Bastion mit fünfeckigem Grundriss abgelöst. Der Ausbau der Festung Zossen gehörte ursprünglich zum Bauprogramm des Landesherren, der mittels seiner Grenzfesten sein Territorium zu sichern versuchte. Allerdings wurde zugunsten des Ausbaus der Spandauer Burg ein weiterer Ausbau Zossens aufgeben.

Am Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu weitreichenderen Umbauten unter dem letzten königlichen Amtmann Hubert. Denn er veranlasste das Schleifen der Wälle und der Festungsmauern und das Verfüllen des Wallgrabens. Aus der dadurch entstandenen Wiese entwickelte sich später der heutige Stadtpark. Die Bezüge zur Ortsgeschichte kamen in dem Vortrag allerdings leider etwas zu kurz.

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Rondell im Stadtpark mit dahinterliegendem Torhaus.

Herr Feist bedauerte, dass die Bedeutung der Festungsanlage Zossen mit der Bastion und dem Torhaus sowie den im Gelände noch erkennbaren Wallanlagen nicht stärker gewürdigt wird. Das ehemalige Burgareal bietet große Potentiale zur Erhöhung der Attraktivität der Stadt.

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