Diskussion mit Direktkandidaten für den Deutschen Bundestag in Wünsdorf
18.09.2013
Verein „Haus der Demokratie“ organisierte Aufschlussreiche Gesprächsrunde
Am 12.09.2013 kamen mehr als 70 Leute
ins Bürgerhaus Wünsdorf, als sich auf Einladung des Vereins „Haus
der Demokratie“ sechs Direktkandidaten zur Bundeswahl vorstellten.
Tina Fischer (SPD), Jana Schimke (CDU), Steffen Kühne (DIE LINKE),
Andreas Rieger (Bündnis 90/Die Grünen), Alice Löning (FDP) und
Oliver Mücke (Piraten) standen Rede und Antwort.
Zunächst beantworteten die Kandidaten
Fragen der Moderatoren. Für die Antworten hatte jeder 2 Minuten
Zeit.
Nach der Vorstellung der Kandidaten
ging es um Fragen zum Thema Rente, Mindestlohn, soziale Absicherung
bzw. prekäre Arbeitsverhältnisse. Die Moderatoren wollten von den
Direktkandidaten wissen, wie Sie dafür sorgen wollen, dass die
Menschen wieder von ihrer Arbeit leben können und sich nicht vor
Altersarmut fürchten müssen.
Steffen Kühnes Hauptthema ist die
soziale Gerechtigkeit. In Deutschland gebe es "eine Schieflage
und immer mehr Armut", beobachtet DIE LINKE. "Viele sind
abgeschnitten vom reichen Land." Auch deshalb fordert Kühne
einen Mindestlohn von zehn Euro sowie eine existenzsichernde Rente.
Wer ein Leben lang gearbeitet hat, sollte ordentliche Renten
bekommen. Während der Diskussionsrunde stellte er klar: „Man
erzählt uns diesen Mist, dass der Arbeitsmarkt im Wandel sei,
deshalb Leiharbeit, Werksverträge, befristete Arbeitsverträge. Das
klingt wie ein Naturgesetz. Nein: Die Politik muss dafür sorgen,
dass man nicht nur ein Mindestmaß an Lohn erhält. Man muss solche
Arbeitsverträge bekommen, dass man sein Leben planen kann.“
Auch Tina Fischer liegen die am Herzen,
denen es nicht so gut geht. Die Sozialdemokratin spricht sich für
einen Mindestlohn von 8,50 Euro aus. Wenn man den verbindlich
einführe, steigere man auch die regionale Kaufkraft. So sah es auch
Andreas Rieger, der zudem einräumte, dass die Arbeitsmarktreformen
auch Fehler hatten, die korrigieret werden müssen.
Für einen Mindestlohn von 9,77 Euro
war auch Oliver Mücke. Zugleich machte er deutlich, dass die Piraten
allerdings für ein bedingungsloses Grundeinkommen sind. Miete und
Lebenshaltungskosten sollen dadurch abgesichert werden. „Für Luxus
muss man arbeiten.“
Alice Löning wollte hingegen das Spiel
„Wünsch-dir-was“ nicht mitmachen. Jana Schimke glaubt, dass es
uns in Deutschland sehr gut geht und viele Unternehmen bereits
Mindestlohn oder nach Tarif zahlen. Ein flächendeckender Mindestlohn
muss erst einmal erarbeitet werden. Würden wir ihn jetzt einführen,
würden viele Firmen Arbeitsplätze abbauen, so Schimke.
Beim Thema Datensicherheit wollten die Moderatoren wissen, wie das hohe Gut der Persönlichkeitsrechte mit dem Bestreben nach mehr innerer Sicherheit und der damit verbundenen Datenspeicherung bzw. Datenüberwachung gewahrt werden kann?
Alice Löning vertrat die Auffassung,
dass es technisch gar nicht zu 100 Prozent möglich ist, Datenklau zu
verhindern. Jeder muss auch ein Stück weit selbst auf seine eigenen
Daten aufpassen.
Für Oliver Mücke war das Thema
Datensicherheit ein Hauptthema. „Deine Daten gehören dir“ fasste
er seine Position zusammen und versuchte das Thema durch einen
Vergleich zu veranschaulichen. „Stellen sie sich vor, jemand macht
von ihrem Haustürschlüssel einen Nachschlüssel und kommt jeden Tag
– wenn sie nicht da sind – bei ihnen vorbei und durchsucht jeden
Schrank, jedes Schubfach und jedes Zimmer und geht dann wieder. Hier
würde niemand auf die Idee kommen zu sagen, lass den doch, ich habe
doch nichts zu verbergen. Auch digitale, private Daten und
Telefonverbindungen müssen vor dem Zugriff durch Geheimdienste
geschützt werden“.
Steffen Kühne verwies darauf, dass es
ein großer Unterschied ist, wenn ich selbst auswähle welche Daten
ich beispielsweise in einem sozialen Netzwerken einstelle oder ob ein
Geheimdienst alle meine persönlichen Daten durchforstet. Die
ausländischen Dienste richten sich nach den technischen
Möglichkeiten und nicht nach den rechtlichen Grenzen, so befürchtet
Kühne. Er forderte, dass der Datenschutz in die Verfassung gehört.
Nach Meinung von Jana Schimke wird in
Deutschland nicht gegen Recht verstoßen. Der Verfassungsschutz hat
nach ihrer Meinung zu wenig Personal.
Im zweiten Teil der Diskussion wurden
Fragen des Publikums beantwortet. Vertreter der Bürgerinitiative
gegen die Schweinemastanlage Klausdorf wollten die Positionen der
Direktkandidaten zur Massentierhaltung wissen.
Andreas
Rieger bestätigte, dass bei Anlagen der Tierproduktion weder
die Gemeinden noch die Bürger derzeit richtigen Einfluss haben. Die
GRÜNEN wollten das per Gesetzesinitiative ändern, hatten aber
bislang keine Mehrheit. Landwirtschaftliche Anlagen im Außenbereich
sind privilegiert und müssen genehmigt werden, wenn die Gesetze
eingehalten werden. Er wies auf die kommunale Planungshoheit hin, die
eine Gemeinde nutzen kann.
Steffen Kühne outete sich als Öko. Er möchte keine Massentierhaltung. Hinsichtlich der Fleischpreise, die sich bei besseren Haltungsbedingungen erhöhen würden, verwies er auf die Forderung seiner Partei nach 10,00 Euro Mindestlohn, mit dem die Kaufkraft erhöht wird.
Frau Fischer ging auf die Form der
Tierhaltung ein. Es komme nicht auf die Zahl der Tiere an, sondern
auf die Größe der Fläche für jedes Tier.
Zur
Energiewende sagte Andreas Rieger: „Wenn das Windrad bei
Ihnen vor der Haustür steht, dann sollen Sie auch etwas davon haben.
Wir brauchen da neue Modelle, um Akzeptanz für die Energiewende zu
kriegen.“ Frau Fischer meinte, dass das EEG bezahlbar bleiben muss.
Steffen Kühne nahm kein Blatt vor den Mund und erklärte gegenüber
der BI Freier Wald, dass er im Gegensatz zur BI davon ausgeht, dass
es einen menschgemachten Klimawandel gibt und das Atomkraftwerke
abgeschaltet werden müssen.
Zum
Schluss ging es um die Frage „Wann hören wir endlich mit unseren
bewaffneten Auslandseinsätzen auf? Und warum muss Deutschland zu den
größten Waffenexporteuren gehören?“ CDU- und SPD-Kandidatin taten sich
schwer, gegen die im Publikum vorherrschende Stimmung überzeugende
Argumente vorzubringen. Die Kandidaten der Piraten und der Linken
hatten dagegen leichtes Spiel. Kühne forderte die Nato-Auflösung
und forderte einen Stopp der Rüstungsexporte und ein Ende der
bewaffneten Auslandseinsätze. Für Mücke sind solche Einsätze nur
unter Uno-Mandat legitim.
Im Anschluss an die Diskussionsrunde stelten sich die Kandidaten im Foyer den Gästen. Aufgebaut war auch die Ausstellung "Zossen´33" der BI "Zossen zeigt Gesicht". Zuvor hatten sich alle Direktkandidaten in der Diskussionsrunde gegen Rechtsextremismus ausgesprochen. Steffen Kühne warnte davor, dass rechtsextremes Gedankengut zunehmend die Mitte der Gesellschaft erreicht.
Im Anschluss an die Diskussionsrunde stelten sich die Kandidaten im Foyer den Gästen. Aufgebaut war auch die Ausstellung "Zossen´33" der BI "Zossen zeigt Gesicht". Zuvor hatten sich alle Direktkandidaten in der Diskussionsrunde gegen Rechtsextremismus ausgesprochen. Steffen Kühne warnte davor, dass rechtsextremes Gedankengut zunehmend die Mitte der Gesellschaft erreicht.