Erste Informationen zum Flächennutzungsplan der Stadt Zossen

21.02.2012

 

Ende 2011 wurde den Fraktionen der Vorentwurf des Flächennutzungsplanes für die Stadt Zossen vorgelegt. Derzeit wird in den Fraktionen und in den Ortsbeiräten darüber diskutiert. Auch die Presse hat bereits über den FNP für Zossen berichtet. Ich werde in regelmäßigen Abständen über den FNP informieren. Zunächst habe ich einige Fakten und Argumente zusammengestellt, um eine Diskussion zum Flächennutzungsplan zu befördern.

Was ist ein Flächennutzungsplan? Ein Flächennutzungsplan dient der vorbereitenden Bauleitplanung. Er stellt die beabsichtigte städtebauliche Entwicklung sowie die sich daraus ergebende Art der einzelnen Nutzungen dar. Wesentlicher Inhalt ist demnach die Darstellung der bestehenden und der in der Zukunft vorgesehenen Bodennutzungen. Er setzt die städtischen Entwicklungsziele in einen Plan um, der aufzeigt, wo man zum Zeitpunkt der Verabschiedung des Plans glaubt, in den kommenden Jahren Flächen für den Wohnungsbau, für Gewerbe, für überörtliche Verkehrsflächen, aber auch Flächen für den Naturschutz zu benötigen. Mit dem Flächennutzungsplan (FNP) entscheidet eine Stadt also auch darüber, ob es mehr oder weniger Gewerbefläche, mehr oder weniger Wohnbaugebiete, mehr oder weniger landwirtschaftliche Nutzfläche oder Verkehrswege gibt.

Der Flächennutzungsplan soll vorausschauend für etwa 10 bis 15 Jahre die Marschrichtung der städtebaulichen Entwicklung der Gesamtgemeinde steuern und dann wieder neu gefasst werden, damit auch veränderte Bedingungen und Ziele berücksichtigt werden können.

Spricht etwas gegen die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans?
Nein! Für die Gesamtstadt Zossen existiert noch kein Flächennutzungsplan. Einige Ortsteile haben zwar einen FNP, diese Pläne müssen jedoch dringend überarbeitet werden. Eine Neuaufstellung eröffnet die Chance zu einer breiten Diskussion darüber, wie wir uns Zossen in 10 und in 15 Jahren vorstellen. Entscheidend sind die Planungsziele, die am Ende im Flächennutzungsplan formuliert werden.

Wann wurde der Beschluss gefasst, einen neuen FNP zu erarbeiten?
Die Stadtverordnetenversammlung hat den Beschluss zur Erarbeitung eines neuen FNP bereits auf der SVV am 24.10.2006 gefasst.

Was hat die Erarbeitung des FNP gekostet?
100.000 € waren dafür im Haushalt eingestellt.

Was ist ein Landschaftsschutzgebiet (LSG)?
Ein LSG ist ein Schutzgebiet nach dem Bundesnaturschutzgesetz, für welches ein typisches Landschaftsbild erhalten bleiben soll. Die Nutzungseinschränkungen sind gegenüber einem Naturschutzgebiet sehr viel geringer. Entscheidend ist somit das ‚typische Landschaftsbild und nicht in erster Linie die standorttypische zu schützende Fauna und Flora.

Können die Bürger Zossens Einfluss auf den Ausgang des Verfahrens nehmen?
Ja! Die Bürger müssen im Rahmen der im Verfahren vorgeschriebenen Bürgerbeteiligungen beteiligt werden. In der ersten Phase der Planerarbeitung ist die "frühzeitige Bürgerbeteiligung" durchzuführen. Die zweite Phase ist die "förmliche Offenlage". Nach der frühzeitigen Bürgerbeteiligung entscheiden die Stadtverordneten über die Anregungen und beauftragt die Verwaltung entsprechende Änderungen einzuarbeiten. Diese überarbeitete Planfassung wird in der zweiten Stufe der Bürgerbeteiligung nochmals vorgestellt. Dies geschieht durch eine förmliche Auslegung der Pläne für die Dauer eines Monats. Interessierte und betroffene Bürger sind auch immer als Zuhörer zu den öffentlichen Sitzungen der Ausschüsse, der Ortsbeiräte und des SVV eingeladen, in denen die Planungen der Stadt behandelt werden. Ein FNP, der für etwa 10 bis 15 Jahre die Marschrichtung der städtebaulichen Entwicklung der Gesamtgemeinde festschreibt, ist eine wichtige Gemeindeangelegenheit. Bei wichtigen Gemeindeangelegenheiten sollen Bürgerversammlungen durchgeführt werden.

Wie groß ist Zossen?
Zossen ist 17.958 ha bzw. 179,6 km2 groß.

Wie dicht ist Zossen bebaut?
Der überbaute Flächenanteil (Siedlungs- und Verkehrsfläche) liegt bei 18% (Stand 2009). Das entspricht 3.192 ha. Zossen liegt damit über dem Kreis- und Landesdurchschnitt. Im Land Brandenburg und im Landkreis T-F beträgt der Anteil an Siedlungs- und Verkehrsflächen ca. 9 % bzw. 10 % (Stand 2009). In Zossen gibt es 4.426 Wohngebäude (Stand 2009). 89,9% sind Ein- bzw. Zweifamilienhäuser.  

Wie viele Menschen leben in Zossen?
Wie hoch ist die Bevölkerungsdichte im Vergleich? In Zossen leben ca. 17.627 Menschen. Die Bevölkerungsdichte beträgt 98 Menschen pro km2. Im Landesdurchschnitt beträgt die Bevölkerungsdichte 85 Menschen pro km².

Die Bevölkerung in Deutschland schrumpft kontinuierlich. Auch für Brandenburg und für den Landkreis Teltow-Fläming werden sinkende Einwohnerzahlen prognostiziert. Wovon gehen die Planungen zum FNP für Zossen aus, die Grundlage für die Wohnbedarfsermittlung sind?
Die Bevölkerung wuchs in der Vergangenheit in Zossen. Dieser Bevölkerungszuwachs ist allerdings dramatisch gesunken. In den Jahren von 2008 bis 2010 wuchs die Bevölkerung nur noch um 0,3 % jährlich. In den Jahren von 2009 bis 2011 jährlich um nur noch 0,1 %. Von 2009 bis 2010 nahm die Einwohnerzahl um 16 Einwohner zu und von 2010 bis 2011 um 21 Einwohner. Das Landesamt für Bauen und Verkehr und das Amt für Statistik Berlin Brandenburg gehen von einem Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2030 gegenüber dem Jahr 2008 von rund 15% (entspricht -2.600 Einwohner) aus. Die Stadtverwaltung Zossen prognostiziert eine Zunahme der Einwohnerzahl von jährlich 1 % bis zum Jahr 2030 um insgesamt 3.900 Einwohner.

Kann und wird Zossen noch weiter wachsen?
Zossen hat durchaus noch Kapazitäten für ein weiteres Wachstum. Nur darf dieses nicht weiter durch Zersiedelung zulasten der  Grünflächen und Landschaftsschutzgebiete gehen. Beim Wachstum geht es nicht nur um ein quantitatives Wachstum, sondern auch um qualitative Aspekte. Die demografische Entwicklung führt zu einer immer älter werdenden Bevölkerung und damit auch zu einem steigenden Bedarf nach seniorengerechten, barrierefreien Wohnungen. Hinsichtlich der Altersstruktur wird es in Zossen 2030 46% mehr Menschen im Alter von über 65 Jahren geben – im Vergleich zu 2008. Der Anteil jüngerer Menschen wird hingegen dramatisch sinken. Daher müssen sich Wohnflächenausweisungen und Stadtentwicklung an den Auswirkungen des demographischen Wandels orientieren. 

Wie kann die demografische Entwicklung im FNP berücksichtigt werden?
Sehr vielfältig. Es kann versucht werden, der prognostizierten Entwicklung entgegen zu steuern. Dennoch muss der demografischen Entwicklung bereits im FNP Rechnung getragen werden. 
Für eine seniorengerechte Bebauung ist die Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten wichtig, zu Arztpraxen, Apotheken und zu Angeboten der Ganzzeitbetreuung, die ein Verbleiben auch pflegebedürftiger Menschen in ihren eigenen vier Wänden erlaubt. Wichtig ist eine Infrastruktur, die allen Belangen der älteren Generation gerecht wird. Hierzu gehört die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
In Zossen sind viele der jetzt ausgewiesenen Wohnbauflächen schon auf Grund des Zustandes der Straßen und Wege nicht seniorengerecht. Wohnungen für Senioren sollten allerdings in den Wohngebieten, in der Nähe der Versorgungseinrichtungen, errichtet werden und nicht auf der grünen Wiese außerhalb der Siedlungsgebiete. 

Wurden die Belange des Umwelt- und Naturschutzes ausreichend berücksichtigt?
Da der Schutz der Umwelt eine immer größere Rolle spielt, muss eigentlich parallel zum FNP ein Landschaftsplan (LP) erstellt, der die Zielsetzungen und Maßnahmen des Naturschutzes, der Landespflege und der Erholung darstellt. Seine Inhalte gehen im Rahmen der Abwägung als Darstellung in den Flächennutzungsplan ein. Dieser Landschaftsplan fehlt. Dadurch wurde auch keine Umweltverträglichkeit der einzelnen Maßnahmen geprüft. Auch der Umweltbericht liegt noch nicht vor. Er hätte wie der Landschaftsplan als Grundlage für den FNP vorliegen müssen. Damit wird den Aspekten des Umweltschutzes nicht ausreichend Rechnung getragen. 

Was besagt die Wohnbelegungsziffer?
Die Wohnbelegungsziffer sagt aus, wie viele Menschen sich im Mittel eine Wohnung teilen. Sie ist also der Quotient aus Bevölkerungszahl (17.627) und Wohneinheiten (7.622) und beträgt für Zossen aktuell 2,3. Im Mittel teilen sich also etwas mehr als zwei Menschen eine Wohnung. Die Durchschnittsgröße einer Wohnung beträgt rund 82 m² (Landesdurchschnitt 78m²). Auf jeden Zossener Einwohner entfallen durchschnittlich 35,8 m² (Landesdurchschnitt 39,5 m²). 

Welche Wohnbelegungsziffer ist für die nahe Zukunft in Zossen realistisch und begründbar?
Für die weitere Entwicklung ist von einer Verringerung der Wohnbelegungsziffer auszugehen. Gemäß FNP soll sie auf 2,0 sinken. Die Zahl der Singlehaushalte steigt insbesondere durch alleinstehende Senioren weiter an. Allerdings stellt sich dann die Frage nach der Entwicklung der Wohnungsgröße neu.

Von welcher Prognose geht die Stadt Zossen aus?
Die Stadt Zossen begründet den zusätzlichen Bedarf an Bauland mit einem Bevölkerungswachstum und mit einer weiteren Absenkung der Wohnbelegungsziffer auf den niedrigen Wert . 

In welchem Maßstab wurde die Planzeichnung erstellt: Der FNP besteht aus einem Textteil und einer Planzeichnung im Maßstab 1:20.000.

Geltungsbereich: Der Geltungsbereich umfasst das Gebiet der gesamten Stadt Zossen mit seinen 10 Ortsteilen. 

Wer hat den Flächennutzungsplan erarbeitet? Die IDAS Planungsgesellschaft mbH, Goehtestraße 18 in 14943 Luckenwalde.

Begriffserläuterungen:

Wohnbauflächen:
Dienen vorwiegend dem Wohnen einschließlich der Einrichtungen zur Versorgung des Gebiets wie Läden, Gaststätten, Handwerksbetriebe, soziale Einrichtungen usw. Andere Nutzungen sind nur ausnahmsweise zulässig, wenn sie sich mit dem Wohnen vereinbaren lassen.

Gewerbliche Bauflächen:
Dienen vorwiegend der Unterbringung von nicht erheblich störenden Gewerbebetrieben.

Gemischte Bauflächen:
Dienen dem Wohnen und der Unterbringung von Gewerbebetrieben und anderen Einrichtungen, die das Wohnen nicht wesentlich stören.

Sonderbauflächen:
Hierunter sind Gebiete zu verstehen, in denen bstimmte Nutzungen dominieren und die sich von allen anderen Gebietstypen unterscheiden, z.B. Einkaufszentren, Erholung, Freizeit/Kultur, Solaranlage, Sport usw.

Verkehrsflächen:
Flächen für den überörtlichen Verkehr.

Dargestellt werden im FNP zudem auch:
  - Flächen für den Gemeinbedarf,
  - Flächen für Wald und
  - Flächen für die Landwirtschaft.

 

Zurück