Gedenkstein für Otto von Bismarck in Zossen bald wieder mit Gedenkplatte

19.02.2015

Foto: Thomas Krause

In Zossen befindet sich in der Thomas-Müntzer Straße ein seit vielen Jahren unbeachtetes Bismarck-Denkmal. Es handelt sich um einen Granitstein, der bis 1945 eine bronzene Gedenkplatte mit dem Relief des Kopfes von Otto von Bismarck enthielt. Durch die Initiative von Thomas Krause aus Zossen wird der Stein nun wieder seine Gedenkplatte zurückerhalten. In der jüngsten Sitzung des Tourismusausschusses stellte Thomas Krause das Projekt vor und präsentierte die neue Gedenkplatte. Allerdings besteht diese nicht aus Bronze, sondern aus einem besonderem bronzierten Gussbeton.Hinsichtlich der Gestaltung entspricht das Relief annähernd wieder dem ehemaligen Bronze-Reliefbild. Eine detailgetreue Vorlage fehlte, so dass ein identischer Nachguss auch nicht möglich war. Wenn die Witterung es erlaubt, soll die Wiedereinweihung des Bismarksteins am 01. April 2015 stattfinden, dem 200. Geburtstag Bismarcks.

Der Gedenkstein steht in einer mittlerweile verwilderten Parkanlage, der so genannten "Verschönerung", gegenüber dem ehemaligen Schützenhaus. 1895 wurde der große Granitblock bei Erdarbeiten auf dem Zossener Kirchhof gefunden. Form und Größe des Granitsteins waren für ein einfaches Denkmal geeignet. Durch Spenden und Einnahmen aus Konzertveranstaltungen konnten die notwendigen Mittel für das Denkmal bereitgestellt werden. Das Gelände stellte die Stadt 1886 zur Verfügung. Der senkrecht aufgestellte Stein befand sich inmitten einer kleinen Anlage, die mit einer eisernen Kette eingefasst und mit Blumen bepflanzt war.

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In den Stein eingelassen war ein vom Berliner Bildhauer Albert Manthe modelliertes Bronzeporträt des Fürsten. Unter dem Bronzeporträt befand sich der Ausspruch Bismarcks „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt“. Diese Worte sprach Bismarck in einer Reichstagsrede am 6. Februar 1888. Der zweite Teil des Satzes "und die Gottesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen lässt" wurde und wird hingegen häufig weggelassen.

Die Einweihungsfeier fand am 18.Oktober 1897 statt. Superintendent Schmidt hielt die Weiherede.

Bereits am 1. April 1895 hatte die Stadt Zossen Bismarck zu seinem 80. Geburtstag zum Ehrenbürger ernannt. Zuvor wurde ihm die Ehrenbürgerschaft  angetragen. Nachdem Bismarck zugestimmt hatte, fertigte Prof. Emil Doepler, der zu diesem Zeitpunkt Professor an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin war, einen kunstvoll gefertigten Ehrenbürgerbrief.

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Fürst Otto von Bismarck (1815-1898) war Preußischer Staatsmann und erster Kanzler des Deutschen Reiches (1871 - 1890). Durch seine von "Blut und Eisen" geprägte Kriegspolitik kam es zu Bildung des geeinten Deutschen Reiches. Sein Wirken muss sehr differenziert gesehen werden. Er war einerseits hochkonservativ eingestellt, andererseits war er sehr flexibel in den Mitteln und Methoden der Politik. Als ein geschickter Diplomat dachte er immer auch in europäischen Dimensionen. Bismarck war jedoch kein Freund der Demokratie, sondern Royalist. Er bevorzugte einen sehr autoritären Führungsstil. Sein Name steht auch für den Kampf gegen Sozialisten und katholische Kirche.

Nach der Thronbesteigung durch den damals jungen Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1888, kam es immer wieder zu größeren  Meinungsverschiedenheiten zwischen Kanzler und Kaiser. Im März 1890 entließ Kaiser Wilhelm II. schließlich den Reichskanzler Otto von Bismarck.

Vor allem nach seiner Entlassung setzte in Deutschland eine beispiellose Bismarck-Verehrung ein, die sich nach dem Tod des Altkanzlers noch verstärkte. Als der Deutsche Reichstag beschloss, Bismarcks achtzigsten Geburtstag am 1. April 1895 zu ignorieren, wurde er in zahlreichen Städten – so auch in Zossen - zum Ehrenbürger ernannt. Nach dem 1. April 1895 war Bismarck schließlich Ehrenbürger von rund 450 deutschen Städten.

Neben Zossen wurde Bismarck auch in der benachbarten Stadt Trebbin 1895 Ehrenbürger. Ein Jahr später als in Zossen wurde auch in der Stadt Trebbin ein Bismarckdenkmal aufgestellt. Es wurde am 1. April 1898 an der Ecke Bahnhofstraße und Berliner Straße errichtet. Für den Bau des vier Meter hohen Denkmals durch den Hofsteinmetzer Fiebinger aus Potsdam, wurde schlesischer Sandstein und schwarzer Granit verwendet. Der Entwurf stammt vom Regierungsrat Prof. Krüger. Eingearbeitet wurde ein Bronze-Reliefbild aus der Berliner Werkstatt Gladenbeck. Die Widmung lautete „Dem Fürsten Otto von Bismarck“. 1946/47 wurde das Denkmal demontiert und eingelagert. Anschließens verlor sich die Spur des Denkmals. Im Januar 2013 entdeckte Familie Knaps bei Aufräumarbeiten auf ihrem Grundstück das Reliefbild und gab es dem Trebbiner Heimatverein. Derzeit kann das Reliefbild in der Heimatstube Trebbin besichtigt werden.

Möglich ist, dass in der Berliner Gießerei Gladenbeck auch das ursprüngliche Bismarck-Reliefbild für den Gedenkstein in Zossen gegossen wurde. In der Berliner Gießerei entstanden zahlreiche Standbilder, Büsten und Reliefbilder von Otto von Bismarck.

Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Bismarck_als_Ehrenb%C3%BCrger  (Bismarck seit 1895 Ehrenbürger von Trebbin)

MAZ – Luckenwalder Rundschau vom 29.03.2013 „Ausstellung „800 Jahre Trebbin“ im Heimatstübchen eröffnet / Lange verschollenes Bismarck-Relief gehört zu den Höhepunkten - Der Fürst ist zurück“ von Margitta Hahn.

Dr. Ekkert, Bismarck-Denkmäler im Kreise Teltow, Teltower Kreis-Kalender 1904, Berlin, 1903

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