Im Hafen Königs-Wusterhausen: Energiewende gemeistert!

15.08.2021

Mit Christian Görke besuchte ich den Hafen in Königs-Wusterhausen. Empfangen wurden wir vom Geschäftsführer Michael Fiedler von der stadteigenen LUTRA GMBH. Bis 2017 bestand die wirtschaftliche Grundlage des Hafens im Braunkohleumschlag von Vattenfall Richtung Berlin. Als Berlin die Braunkohle-Verstromung in der Stadt beendet hatte, stellte Vattenfall im Mai 2017 den Braunkohlenumschlag ein, der mit 2 Mio. t jährlich etwa 80 Prozent des Geschäfts ausmachte, und entzog dem Hafen damit die wirtschaftliche Grundlage.

Berlin hatte das Kraftwerk Klingenberg von Braunkohle auf Erdgas umgestellt. Seither erzeugt Berlin Strom ohne den schmutzigsten aller Brennstoffe.

Anschließend lag die Hafen-Gesellschaft darnieder. Doch der Hafen hat sich neu erfunden, wurde komplett saniert und zum modernen Logistik-Knoten mit großer Perspektive entwickelt. Mit dem Ende der Kohle-Ära übernahm der vormalige Hafenleiter, Michael Fiedler, das Ruder.

Die freien Gewerbegrundstücke im Hafen wurden an Unternehmen verpachtet und die Infrastruktur so ausgebaut, dass Containerumschlag möglich wurde. Im Hafen angesiedelt werden konnte u. a. der tschechische Containerlogistiker Metrans, eine Tochtergesellschaft des Hamburger Terminalbetreibers HHLA und ein Holzumschlagplatz für das Heizkraftwerk in Rudow.

Heute, vier Jahre später, schreibt der Standort wieder schwarze Zahlen.

Künftig wird wohl auch die nur 18 km entfernte Gigafactory in Grünheide beliefert, die direkt über die Autobahn A10 erreichbar ist. Laut Friedrich braucht der Automobilbauer ein zusätzliches Terminal für die eingehenden Verkehre. Denn die Kapazitäten der Eisenbahntrasse Berlin-Frankfurt/Oder, die direkt an dem Fabrikstandort in Grünheide vorbeiführt, sind begrenzt. Hier gibt es nur noch sechs freie Slots pro Tag, die Tesla nutzen könnte. Das reicht gerade mal für die Auslieferung der produzierten Autos.

Ein Projekt, um lange Güterzüge in den Hafen zu leiten, ist das 740 Meter lange Gütergleis im Königs Wusterhausener Bahnhof. Das Gleis gibt es, es muss nur mit einer Weiche angeschlossen werden. Die Weiche gab es sogar mal. Sie wurde in den Neunzigerjahren aber abgebaut. Für eine neue braucht es nun ein Planfeststellungsverfahren. Beim Eisenbahn-Bundesamt sieht man die Fertigstellung deshalb nicht vor 2027. Für eine Weiche nicht nachvollziehbar!!

Ähnlich ist es mit der Unterführung, die die Bahn im kommenden Jahr am Bahnhof Königs Wusterhausen bauen will. Sieben Wochen lang sollten während der Bauzeit keine Güterzüge in den Hafen fahren können. Mit Mühe konnte bei der DB-Netz AG die Unterbrechung auf drei Wochen heruntergehandelt werden.

Bei dieser Gelegenheit habe ich auch die Reaktivierung der Bahnstrecke Zossen-Dabendorf – Mittenwalde – Königs Wusterhausen angesprochen. Dieses Projekt wird von Michael Fiedler als sehr wichtig angesehen – auch zur Entlastung der Hauptstrecken. Als wichtigen Hinweis gab er uns mit auf den Weg, dass die Weiche in Königs Wusterhausen im Zuge des Ausbaus des Bahnhofs wieder eingebaut werden muss, um die Bahnstrecke aus Mittenwalde einbinden zu können.

Die Beispiele ließen sich fortführen. Auch Christian Görke kennt die Problematik. 

Die Bahnstrecke nach Frankfurt (Oder), die für Tesla so wichtig ist, wird nicht vor 2030 ausgebaut. Die S-Bahn-Verlängerung von Rangsdorf nach Blankenfelde wird wohl auch nicht vor 2035 fertig. Vom zweiten Eisenbahnring um Berlin und der wichtigen Elektrifizierung zwischen Guben und der polnischen Grenze ganz zu schweigen. Insgesamt steckt das groß angekündigte Projekt "i2030" für eine bessere Schieneninfrastruktur für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg im Planungsstau.

Klar ist, wenn es in dem Tempo weitergeht, ist die Verkehrswende Brandenburg nicht in Sicht. 

Deswegen schlägt Christian Görke vor, eine Planungsgesellschaft von Bund, Land und DB AG zu gründen, damit Planungen beschleunigt werden. Denn: Jedes Jahr zählt.

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