Scherben bringen Glück – Archäologentag Teltow-Fläming
16.02.2014
Neue
Erkenntnisse zur Regionalgeschichte präsentierten verschiedene
Referenten auf dem diesjährigen Archäologentag Teltow-Fläming, der
am 16. Februar 2014 im Clauerthaus in Trebbin stattfand. Die
Vorträge spannten einen Bogen von der Altsteinzeit über die
Bronzezeit bis in das 19. Jahrhundert. „Scherben bringen Glück -
aber nur dem Archäologen.“ Mit diesem Zitat von Agatha Christie
begrüßte die Landrätin Kornelia Wehlan, die über hundert interessierte Gäste.
Agatha Christie musste es wissen, denn ihr zweiter Ehemann war ein
ausgezeichneter Archäologe.
Gleich
vier Vorträge widmeten sich universitären Projekten: Ein Thema war
das Torhaus der Burg Zossen. Es wurde von Anna Maria Borowska
und Dieter Hörwarthner im Rahmen
eines Projektes der TU Berlin untersucht. Bei dem Bauwerk handelt es
sich um eines der ältesten Teile der ehemaligen oberirdischen
Architektur der Stadt. Seit seiner Erbauung war das Haus gleichzeitig
der Zugang zur Burg und hatte eine lange Durchfahrt mit großen
Toren. Damit besaß das Torhaus auch eine verteidigungstechnische und
repräsentative Bedeutung.
Die
Burg Zossen wurde erstmals 1320 schriftlich erwähnt. Keinen direkten
Hinweis gibt es hingegen zur Bauzeit des Torhauses. Vermutet werden
kann jedoch, dass die Burg zur Festung ausgebaut wurde, nachdem
Kurfürst Johann Cicero 1490 die Burg gekauft hatte. In dieser Zeit
wurde dann wohl auch das Torhaus errichtet.
Das Tonnengewölbe, dass heute durch eine Zwischendecke in Keller und Erdgeschoss getrennt ist, birgt interessante Details. Ursprünglich bildeten das Erdgeschoss und der Keller zusammen den etwa 20 m langen Tortunnel. Der Südost Giebel bildete die Einfahrt in Richtung Burghof und der Nordwestgiebel die Ausfahrt über die man auf den Innenhof gelangte. Vor dem Südostgiebel verlief ein Wassergraben, der um das gesamte Burggelände führte. Zugänglich war das Burgareal über eine Zugbrücke.Die beiden oberen Etagen entstanden später, als das Torhaus für die durch Friedrich den Großen geförderte Seidenzucht umgebaut wurde. Die neue Nutzung war wohl die Ursache dafür, das dass Torhaus erhalten blieb, obwohl es Ende des 18. Jahrhunderts zu weitreichenden Umbauten unter dem letzten königlichen Amtmann Hubert kam. Er veranlasste das Schleifen der Wälle und der Festungsmauern und das Verfüllen des Wallgrabens.
Zossen verfügt mit dem Torhaus – obwohl man es dem derzeitigen Gebäude nicht ansieht - über ein spätmittelalterliches Kleinod. Das Gebäude sollte unbedingt einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden, zum Beispiel als Museum des Teltow und als Café, verbunden mit einem wieder gestalteten Stadtpark.
Bereits am 15. Februar 2014 war das Thema "Torhaus Zossen" Thema eines Vortrages, den der Heimatverein "Alter Krug" organisiert hat. Ein Beitrag hierzu kann hier geöffnet werden (externe Seite).
Auf alle Vorträge kann hier nicht eingegangen werden. Aber: Aus meiner alten Heimat Niebendorf berichtete Dr. Stefan Pratsch über das Schrift- und Bildprogramm einer spätmittelalterlichen Bronzeglocke, die ursprünglich in der benachbarten Heinsdorfer Kirche hing und in den 1920iger Jahren an Niebendorf verkauft wurde (vgl. http://www.altekirchen.de/Archiv/Niebendorf.htm).
Dr. W. M. Thijs de Boer stellte ein Projekt der Humboldt-Universität Berlin vor. Es untersucht seit Jahren die Genese von Dünen im Baruther Urstromtal während und nach der Weichseleiszeit. Anhand von Pflanzenpollen, Holzkohleresten und Funden kann man Klimaveränderungen und Bodenbildungen nachweisen und datieren. In einer Düne bei Schöbendorf im Baruther Urstromtal wurden im Sommer 2013 nochmals Untersuchungen durchgeführt. Das Profil dieser Düne stellt bis jetzt das größte und das am meisten gegliederte Dünenprofil in der gesamten Region dar und wurde deshalb auch am intensivsten untersucht. Es zeigte sich, dass nicht nur der obere, der Jungdünenteil, sondern auch der untere, der Altdünenteil, mehrfach gegliedert ist. Dabei ist an der Basis der Altdüne eine Verzahnung von Flugsand- und Sandlößschichten zu beobachten.