Tag der offenen Tür an der Brandenburgischen Schule für Blinde und Sehbehinderte in Königs Wusterhausen

13.02.2017

Als deutschlandweit einzige staatliche Schule für Blinde und Sehbehinderte bringt die Königs Wusterhausener ihre Schützlinge bis zum Abitur. Schüler_Innen und ihre Lehrer_Innen zeigten gemeinsam, wie sie in ihrer Schule lernen und leben. Es gab viel Interessantes für die Gäste zu erfahren und zu bestaunen. Beispielsweise konnte man Lern- und Lehrmittel, die für sehgeschädigte Schüler_Innen hergestellt wurden in Ihrer Anwendung im Unterricht testen. Die Besucher_Innen konnte selbstständig oder unter sachkundiger Führung die Schule und das Schulgelände erkunden.
Im Physikraum wurden mehrere Versuche vorgestellt. Für alle Interessenten, die sich genauer über Hilfsmittel für Sehbehinderte informieren wollten, stellten Firmen ihre Produkte in der Aula aus. Mit Kaffee und Kuchen wurde im Lehrerzimmer bei Klaviermusik für das leibliche Wohl gesorgt.

Vielen Dank allen Beteiligten, für den interessanten Einblick in die Arbeit an der Schule.

In einem Raum ist auch ein kleines Museum eingerichtet. Außergewöhnlich sind auch das neugotische Gebäude und das Internat. Entstanden ist die Einrichtung, nachdem ein Hamburger Großhandelskaufmann 1889 insgesamt 500.000 Mark für die Errichtung eines Blindenheims stiftete. Kaiser Wilhelm II. übernahm das Patronat über die Herrmann-Schmidt-Stiftung, und stellte Land aus dem Hofkammergut Königs Wusterhausen zur Verfügung. Die Hauptgebäude wurden 1899–1901 als Landesblindenheim nach Entwürfen von Ludwig Möckel im neugotischen Backsteinstil errichtet, und stehen heute unter Denkmalschutz.

Vor über 60 Jahren wurde das Heim als Schule für Blinde und Sehbehinderte fortgeführt. Zunächst in der DDR als einzige Einrichtung an der blinde und sehbehinderte Menschen ihr Abitur ablegen konnten, und nun, in der Bildungslandschaft der neuen Bundesrepublik, die einzige staatliche Blinden- und Sehbehinderteneinrichtung die das Abitur für Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt "Sehen" anbietet. In der Schule werden Kinder mit allen Graden der Sehbehinderung unterrichtet, von äußerlich kaum merklich bis hin zu vollkommener Blindheit. Die Schule lebt so Inklusion und bietet eine Auswahl an Abschlüssen an. Hierfür sind die Räume in der Schule in Größe und Technik den Bedürfnissen der Schüler optimal angepasst. Sehfunktionstraining, Hilfsmittel, lebenspraktische Fähigkeiten, Schritt für Schritt zu mehr Selbstständigkeit – das steht nach Mathe, Deutsch, Chemie, Physik und Bio auf dem Lebens-Stundenplan. Träger dieser einzigartigen Schule ist des Landkreises Dahme-Spreewald.

In den vergangenen Jahren hatte ein Damoklesschwert über der Bildungseinrichtung geschwebt. Problematisch waren geringe Schülerzahlen und, bedingt durch die räumlich-architektonisch kleinen Klassenräume, eine aus Sicht des Bildungsministeriums finanziell suboptimale Schüler-Lehrer-Relation. Mittlerweile sind die Schülerzahlen wieder gestiegen. Die Schule bietet Schülerinnen und Schülern aus dem gesamten Bundesgebiet die Möglichkeit des planmäßigen Lernens von der 1. bis zur 13. Klasse, bis hin zum Abitur. Von der 1. bis zur 10. Klasse besuchen derzeit ca. 100 Schüler die Schule, die von 20 Lehrkräften betreut werden.

Das Gelände der Schule für Blinde- und Sehbehinderte in Königs Wusterhausen ist seit kurzem auch Schulstandort des Oberstufenzentrums Dahme-Spreewald (OSZ) für die neue Fachrichtung Sozialwesen. Sehbehinderte und nichtbehinderte Schüler_Innen können jetzt gemeinsam in einer zwei- oder dreijährigen Ausbildung das Fachabitur oder Abitur mit der Ausrichtung Sozialwesen erwerben. Der große Vorteil für die Lernenden ist dort der Unterricht in kleinen Klassen mit 15 Schülern. Der Bedarf an zusätzlichen Fachlehrern für Pädagogik und Psychologie kann mit Personal beziehungsweise durch die Kooperation mit der Schule für Blinde und Sehbehinderte abgedeckt werden.

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