Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in Zossen begangen

27.01.2014

Die Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“ erinnert in Zossen an die Opfer des Nationalsozialismus

Die Bürgerinitiative „Zossen zeigt Gesicht“ erinnerte am Abend des 27.01.2014 am Gedenkstein im Zossener Stadtpark an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Einladung gefolgt waren gut 20 Einwohnerinnen und Einwohner aus Zossen und Umgebung. Bereits in den vergangenen Jahren hatte die Bürgerinitiative den Gedenktag an verschiedenen Plätzen der Stadt begangen.

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert an alle Opfer eines beispiellosen totalitären Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus. In einer Ansprache, zitierte ich Norbert Lammert mit den Worten „Juden, Christen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle, politisch Andersdenkende sowie Männer und Frauen des Widerstandes, Wissenschaftler, Künstler, Journalisten, Kriegsgefangene und Deserteure, Greise und Kinder an der Front, Zwangsarbeiter und an die Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden.“
 
Zudem ging ich auf den Gedenkstein im Zossener Stadtpark ein, an dem Kerzen aufgestellt waren. Der Kalkstein bzw. Marmorstein mit dem "Dreieck" bzw. „Winkel“ als Symbol für die Häftlinge in NS-Konzentrationslagern und dem Schriftzug „unsterbliche Opfer“ wurde am 16. April 1975 enthüllt (zum 89. Geburtstag von Ernst Thälmamm). Bei der Enthüllung des Gedenksteins nahm seinerzeit auch ein Vertreter des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR teil.

Als der Gedenkstein 1975 im Stadtpark aufgestellt wurde, war er eine Perle der Stadt. Ende der 1950-iger Jahre wurde der Park – vornehmlich durch die Einwohner der Stadt in ehrenamtlicher Tätigkeit – angelegt. Er war ein Aushängeschild, auf das die Einwohner stolz waren. Inmitten dieser attraktiven und stark frequentierten Parkanlage wurde der Gedenkstein aufgestellt. Heute befindet sich der Stadtpark in einem seit Jahren vernachlässigten Zustand. Dadurch wirkt auch der Gedenkstein an den Rand gerückt. Am 24. Juli 2012 wurde der Gedenkstein sogar mit Hakenkreuzen beschmiert. Für ein würdiges Gedenken müssen auch die Gedenkorte würdig sein.

tl_files/music_academy/Aktuelles/gedenken-zs-27-01-2014-a.jpg

Das Dreieck bzw. der Winkel – der am Gedenkstein zu sehen ist - diente der Kennzeichnung der Häftlinge in den Konzentrationslagern. Damit erfolgte eine Gruppierung und Stigmatisierung der Gefangenen in den Konzentrationslagern. Im Lager waren die Gefangenen rechtlos, ihre Namen wurden durch „Häftlingsnummern“ ersetzt. Auf diese Weise sollten sie gedemütigt und ihrer Würde beraubt werden. Auf einer Tafel, die neben dem Gedenkstein aufgestellt war, zeigte die BI eine Karte der „Kennzeichen für Schutzhäftlinge in den Konzentrationslagern“, welche die KZ-Gedenkstätte Dachau zur Verfügung gestellt hat. Der rote Winkel war das Zeichen für politischen Häftlinge. Nach der Befreiung aus den KZ´s wurde er zum Ehrenzeichen für den politischen Widerstand gegen den Faschismus. Zwei gelbe Winkel, die aufeinander gesetzt waren bildeten den „Judenstern“. Während der NS-Zeit gab es rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager. Etwa zwei Drittel der sechs Millionen Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, wurden in Vernichtungs- und Konzentrationslagern ermordet oder starben an den Misshandlungen.
 
Vergessen die Deutschen, was im Nationalsozialismus passiert ist? 21 Prozent der 18- bis 30-Jährigen konnten in einer 2012 erfolgten Umfrage des Forsa-Instituts für das Magazin Stern den Begriff Auschwitz nicht einordnen. Umso wichtiger ist, dass wir Gedenken als Mahnung gegen das Vergessen. Es gilt aus der Geschichte zu lernen, damit sich solch ein dunkles Kapitel der Geschichte nicht wiederholen kann. Heute müssen wir uns fragen, wie wir uns verhalten, wenn uns Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus oder Stigmatisierung begegnen. Wie gehen wir um mit Intoleranz und wie verhalten wir uns, wenn Menschen in Not sind und Asyl bei uns erbeten und Hilfe benötigen.

Die Teilnehmer an der Veranstaltung legten anschließend Rosen am Gedenkstein und an den Stolpersteinen in der Stadt nieder. Mit eindrucksvoller Akkordeonmusik begleitete Andreas Kaiser das Gedenken. Jörg Wanke, Sprecher die BI, versprach, dass sich die Bürgerinitiative auch weiterhin mit der Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in Zossen beschäftigen wird und die Ausstellung „Zossen ´33“ weiterentwickeln möchte. Bislang ist sie nur ein Provisorium. Sie soll transportabel werden, um auch in Schulen gezeigt zu werden.
 

Hintergrund:
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. Er ist als Jahrestag bezogen auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung der Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee. Das KZ Auschwitz (-Birkenau) steht symbolhaft für den Völkermord und die Millionen Opfer des Nazi-Regimes. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde der 27. Januar von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt.

Zurück