Vortrag über die Zossener Kalkschachtöfen im Museum "Alter Krug"

17.04.2011

Gisbert Knipscheer berichtete am 16.04.2011 im Museum „Alter Krug“ über die Ergebnisse seiner Masterarbeit zu den Zossener Kalkschachtöfen, die er im Rahmen seines Aufbaustudiums Denkmalpflege an der TU Berlin erarbeitet hat. Trotz sonnigem Frühlingswetter kamen am frühen Nachmittag zahlreiche Besucher, die mit Kaffe und selbstgebackenem Kuchen der Vereinsmitglieder freundlich begrüßt wurden.

Zunächst entstand um 1862 durch den Töpfermeister Krause im Bereich des heutigen E-Werkes ein Kammerofen, mit dem Kalk gebrannt wurde. Diesen Ofen erwarb Franz Örtel 1870. Mit der Entwicklung der Rumfordschen Kalköfen (Rüdersdorfer Ofen) begann die industrielle Produktion. Nach 1880 ließ Franz Örtel auf dem Gelände, auf dem noch heute die Kalkschachtöfen stehen, den ersten modernen Ofen bauen. Von den beiden heute noch existieren Kalkschachtöfen war es der östliche Ofen. Diesen ursprünglichen Bauzustand konnte Gisbert Knipscheer zeichnerisch eindrucksvoll rekonstruieren. Überraschend und zugleich beeindruckend war die repräsentative Schauseite zum Nottekanal. Später, um 1900, kam ein weiterer Kalkschachtofen hinzu. Nacht etwa 1905 wurde der erste Ofen umgebaut und modernisiert. Es kam ein Aufzug hinzu und der Treppenhausturm wurde erhöht. Damit ging auch ein Teil der repräsentativen Schauseite verloren.

Als Feuerung wurde Braunkohle mit einer geringen Beimischung von Steinkohle verwendet. Der Kalk wurde auf dem Nottekanal per Kahn angeliefert und mittels Loren über einen Aufzug zur Haube gebracht. Der zweite Ofen konnte über eine Beschickungsbrücke beliefert werden. Zu dem Areal gehörten auch noch eine Zementfalzsteinproduktion, zwei Fabrikantenhäuser und eine Waage. 1922 wurde die Kalkbrennerei eingestellt, auf dem Gelände entstand ein Baustoffhandel. Die weitere Entwicklung der Kalkbrennerei konzentrierte sich auf leistungsfähigere Drehrohröfen.

In seiner Masterarbeit kartierte Gisbert Knipscheer auch die Schäden an den unter Denkmalschutz stehenden Kalkschachtöfen. Insbesondere eine defekte Dacheindeckung hat zu gravierenden Nässeschäden geführt. Hier ist dringender Handlungsbedarf geboten, um dieses markante Industriedenkmal zu erhalten.

Verschiedene Nutzungsvorstellungen wurden angerissen. Sie reichen von einem Informationszentrum für regenerative Energien sowie für ökologische Baustoffe und einer gastronomische Einrichtung, z. B. eine Weinstube, über ein Baustoffzentrum für historische Baustoffe bis hin zur Nutzung des Geländes für einen Kindergarten.

Die Vorsitzende des Heimatvereins, Karola Andrae, dankte Herrn Knipscheer für seinen lehrreichen und zugleich kurzweiligen Vortrag.

Anschließend fand im Museum „Alter Krug“ die Mitgliederversammlung des Heimatvereins „Alter Krug“ Zossen e.V. statt. In diesem Jahr stehen die weitere Sanierung der Lehmgefache des Museums „Alter Krug“ an, die Reparatur des Zaunes sowie die Erneuerung des Schleppdaches und der Pflasterung auf dem Hof. Darüber hinaus wird es auch wieder interessante Veranstaltungen im „Alten Krug“ und im Schulmuseum geben. Aktuelle Infos stellt Dr. Rainer Reinecke auf die Internetseite http://www.heimatverein-zossen.de/ ein.

Museum Alter Krug Zossen


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